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RiedbergZentrum
Frankfurt

Projekt
RIEDBERG-ZENTRUM
2007/08

Bauherr:
Riedberg Zentrum GmbH
Architekten:
Klaus Dreissigacker
Hoechstetter & Partner
Schneider & Schumacher

Realisierung des Fassadenbandes am RiedbergZentrum Frankfurt
430 × 150 m

Das Verbindungsband ist zwischen den Läden im Erdgeschoß und den sich darüber befindlichen Wohngeschossen eingeschnitten und vermittelt zwischen den vier verschiedenen Gebäudekomplexen durch Material und Inhalt.

Das Neubauareal Riedberg erhält durch das Riedberg-Zentrum einen kommerziellen und kommunikativen Mittelpunkt, in dem Begegnungen auf vielfältigste Art und Weise stattfinden werden. Um einen visuellen und geistigen Anreiz zu schaffen, diese Diversifikation menschlichen Fühlens, Denkens und Handelns zu reflektieren und gleichzeitig ein Bewußtsein für das Gemeinsame anzuregen, entwarf ich ein Verbindungsband aus Sprache. Hier kann die Frage nach Erkenntnis behandelt werden, die ja jeden Menschen – bewußt und vielfach gerade auch unbewußt – immer wieder beschäftigt.

Braille als Schriftcode der Blindenschrift in Bildern oder – wie hier als Fassadenband – für Sehende, stellt visuell und inhaltlich ein Paradoxon dar:

- Visuell, weil der Verweis auf Blindheit dem sehenden Betrachter die eigene Unzulänglichkeit vor Augen führen und zugleich das Sehen intensivieren kann. Darüber hinaus nimmt die lineare Aneinanderreihung von Punkten, aus denen die Braille-Schrift besteht, einen ornamentalen Charakter an und stellt somit einen scheinbar abstrakten Gegenpart zu den Ladenbeschriftungen dar.

- Inhaltlich, weil Blindenschrift für Sehende (hier ist die Schrift ja nicht ertast- bar, also lediglich sichtbar) eine Konfrontation mit dem eigenen Wahrneh- mungs- und Sprachverhalten auslösen und für eine tolerantere Kommunikation mit sich und den Mitmenschen anregen kann.

Der von mir ausgewählte Text ist frei zitiert nach Thomas von Auqin und Juana Inés de la Cruz und wird in der hier realisierten Form zu einem visuellen Ereignis, das seinem Inhalt eine weitere Bedeutungsebene zuteilt. Erkennen, also “WahrNehmen”, ist nur ein “fürWahrHalten”!

erkennende wesen

“erkennende wesen unterscheiden sich von nicht erkennenden
darin, dass die nicht erkennenden nichts haben als nur ihre eigene
wesensform. das erkennende wesen aber ist darauf angelegt, die
wesensform auch des anderen zu haben. das bild des erkannten
ist im erkennenden und bei der erkenntnis spielt das geschlecht
keine rolle!”

Klaus Schneider

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